Von Pflege, Mühe und Hingabe

Freundschaften pflegen: Wieso ist das eigentlich so anstrengend?

Niemand ist eine Insel: Wir alle brauchen Menschen, die uns nahestehen. Und nicht ohne Grund sagt man, dass Freunde die Familie sind, die man sich aussuchen kann. Einige Freunde sind gefühlt schon immer Teil unseres Lebens. Andere hingegen nur für einige Zeit unsere Wegbegleiter. Fest steht: Freundschaften muss man hegen und pflegen, denn sonst gehen sie ein. Aber wieso ist Freundschaftspflege eigentlich so anstrengend? Wie viel Einsatz ist normal und was ist eigentlich eine Freundschaft?

Was ist eine Freundschaft?

Was eine Freundschaft eigentlich ausmacht? Die Antwort auf diese Frage fällt individuell anders aus: Einige geben sich Mühe, so viele Freunde wie nur möglich zu finden. Andere wiederum sind eher auf die Tiefe einer Freundschaft bedacht: Sie kennen wenige Menschen – dafür aber sehr gut. Welche Variante davon die bessere ist? Auch das kann man nicht pauschal sagen. Kein Freundschaftsmodell ist besser als das andere. Am Ende des Tages musst du selbst entscheiden, welche Art von Freundschaft dir gut tut.

Und doch lässt sich eines festhalten: Jede Freundschaft ist ein Spiegel unserer Lebensumstände. Ob Umzug, Kummer oder Liebesglück – je nachdem, wie wir uns fühlen, suchen wir auch nach unterschiedlichen Menschen, die uns auf diesem Lebensabschnitt begleiten. „Zeig mir deine Freunde und ich sag dir, wer du bist“ ist also gar nicht so weit hergeholt.

Doch egal, wie unterschiedlich manche Freundschaften sein mögen, haben sie doch immer einige Gemeinsamkeiten. Das lässt sich sogar wissenschaftlich analysieren, wie eine Umfrage von YouGov zeigt. In der Studie gaben die Befragten an, welche Eigenschaften ihnen bei ihren Freunden am wichtigsten sind. Das sind:

  • Loyalität
  • Verlässlichkeit
  • Offenheit
  • Bereitschaft und Fähigkeit, trösten und sich mitfreuen zu können
  • Ehrlichkeit

Freundschaft ist also nicht gleich Freundschaft – und doch gibt es Gemeinsamkeiten. Nicht zuletzt auch die Tatsache, dass man Freundschaften pflegen muss, um sie zu erhalten.

Freundschaften pflegen: Wieso ist es so schwer?

Facebook, Instagram und Snapchat machen es schnell und einfach möglich, neue „Freunde“ zu finden. Die Freundschaftsanfrage geht raus und schon ist man in der virtuellen Welt miteinander verbunden. Anders sieht es aber in der realen Welt aus. Das liegt auch daran, dass die Gesellschaft immer mobiler wird: Heute in Berlin, morgen schon in Paris und übermorgen ab zum Auslandssemester nach New York.

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Seid Freunde für immer, wenn es klappt. Aber strengt euch unbedingt an!

Globalisierung macht nicht vor Freundschaften halt

Keine Frage: Reisen bildet. Es erweitert den Horizont. Mit der Mobilität geht aber auch eine gewisse Schnelllebigkeit und Rastlosigkeit einher: Heute Treffen mit Freund A, morgen mit Freund B und übermorgen mit Freund C – und schon ist es fast unmöglich, den Kontakt mit wirklich allen Bekannten zu halten. Sei es aus Zeitnot oder Motivationsmangel – die Globalisierung macht eben nicht vor Freundschaften halt.

Soziale Medien versprechen die Lösung zu diesem Problem zu sein – ohne, dass horrende Telefonkosten in Kauf genommen werden müssen. Vorbei sind die Zeiten, als die Festnetznummer nur schnell angeklingelt wurde, um ein „Ich-bin-okay“-Zeichen nach Hause durchgeben zu können. Ganz im Gegenteil: Nun ist es nicht einmal mehr ein Problem, sich mit der Freundin über ihre Erlebnisse während ihres Work-and-Travel-Jahres im australischen Outback über Skype oder FaceTime zu unterhalten. Oder die ganze Familie mit aktuellen Urlaubsbildern über WhatsApp zu füttern. Vorbei sind die Zeiten, als Glücksmomente noch nicht mit der ganzen digitalen Welt geteilt werden mussten, um die eigenen Jetsetter-Qualitäten unter Beweis stellen zu können.

Social Media: Mehr Fluch als Segen?

Natürlich machen Social-Media-Kanäle die Kommunikation zwischen Freunden super leicht. Aber nicht nur die Privatsphäre leidet unter den Sozialen Medien: Die schier unbegrenzten Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme sorgen doch manchmal dafür, dass Freundschaften eher darunter leiden als dass sie davon profitieren.

Denn: Wie oft passiert es dann doch, dass eine Nachricht unbeantwortet bleibt und sich Freunde irgendwann nichts mehr zu sagen haben? Ganz klar: Auch das Social-Media-Zeitalter hat – wie fast alles im Leben – sowohl Vor- als auch Nachteile.

Der Weg aus dem Hamsterrad: Wie lassen sich Freundschaften besser pflegen?

Soziale Medien können helfen, eine Freundschaft wieder in Schwung zu bringen. Aber das Allheilmittel für ewig währende Freundschaften sind sie eben nicht. Daher braucht es andere Mittel, um eine Freundschaft pflegen und halten zu können. Unter Umständen ist es auch sinnvoll, einige Menschen ziehen zu lassen – und sich mit einem Hauch von Nostalgie an die gemeinsame Zeit zurückzuerinnern.

  • Tipp 1: Mache dir klar, dass du nicht alle Freundschaften halten kannst! Keiner kann unendlich viele beste Freunde haben – das wusste schon der griechische Philosoph Aristoteles: „Es empfehlt sich, nicht möglichst viele Freunde zu erwerben, sondern nur so viele, als zum gemeinsamen Leben genügen.“ Überlege dir also, wer dir in deinem Leben wirklich wichtig ist und gestehe dir auch zu, dass du manche Bekanntschaften auch einschlafen lassen darfst. Freunde kommen und gehen. Das ist normal, so weh es tut.
  • Tipp 2: Reserviere einen Abend für Freundschaften! Wer kennt Aussagen wie: „Ach, wir müssen uns unbedingt mal wieder treffen!“ nicht? Meistens bleiben diese Aussagen nur leere Worthülsen – gibt es doch viel zu viel Alltagsstress. Die Lösung kann sein, sich bewusst einen Abend zur Pflege von Freundschaften frei zunehmen: Sei es, um mit dem weit entfernten Freund zu telefonieren oder mit der besten Freundin ein gemütliches Gespräch im Lieblingscafé nebenan führen zu können. Oder ihr unternehmt etwas zusammen. Bei mydays oder Jochen Schweizer findest du einige spannende Ideen, um Zeit miteinander zu verbringen.
  • Tipp 3: Sprecht offen miteinander! Genau wie in einer Partnerschaft ist Offenheit auch in einer Freundschaft ein wichtiger Bestandteil. Viele Freundschaften zerbrechen an unausgesprochenen Dingen, die durch offene Gespräche aus dem Weg geräumt werden können: Eine Einsicht, die – wenn sie denn getroffen wird – für viele Freundschaften zu spät kommt.

Noch nie waren Freunde so wichtig wie heute: Spätestens seitdem die Bedeutung der Familie nachgelassen hat. Viele Menschen sehnen sich nach Halt und Geborgenheit – und finden das meist in Form von Freunden und Bekannten. Dennoch ist klar: Nicht jede Freundschaft hält für immer!

Manche Menschen bleiben nur Wegbegleiter eines Lebensabschnittes, manche Freundschaften bereichern uns aber auch ein Leben lang – und gerade diese gilt es zu pflegen und zu bewahren. Und das geht nur, wenn wir uns Mühe geben. Das heißt auch: Zeit investieren und den Alltagsstress einmal bewusst auszublenden.

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