Think big, live small

Tiny Houses – Ein Wohnkonzept für die Zukunft?

Es muss nicht immer groß sein: In Tiny Houses lebst du günstig auf wenigen Quadratmetern und wirst, dank angebauter Räder, zum ungebundenen Abenteurer. In Zeiten der steigenden Mieten braucht es solche Alternativen.

Zwölf Monate lang hatte die „Tiny House Universität“ auf dem Bauhaus Campus am Berliner Tiergarten ihre kleinen, rollenden Häuser geparkt und Menschen jeglicher Herkunft eine Begegnungsstätte für ihre Ideen geboten. Diskutiert wurde bis zum März 2018 unter anderem über Bau- und Bildungskultur, soziale Lebenskonzepte sowie ein gerechteres Zusammenleben. Diese „Universität“ war natürlich keine staatlich anerkannte Bildungsinstanz im bekannten Sinne. Vielmehr handelte es sich um ein Kollektiv aus Künstlern, Bildungsaktivisten und Geflüchteten, die die Tiny Houses als Ort für ihre künstlerischen Experimente und Diskussionen nutzten. Die Leitung des Tiny-House-Projekts übernahm der Architekt Van Bo Le-Mentzel. Sein Ziel: eine Wohnung für 100€ im Monat. Die ganze Aktion hat gezeigt, dass alternative, bezahlbare Wohnkonzepte im Fokus der Öffentlichkeit angekommen sind.

Der Tiny-House-Trend kommt eigentlich aus den USA, ist mittlerweile aber auch in Deutschland angekommen und findet in Zeiten der steigenden Mieten immer mehr Zuspruch. Gesetzeslage und Bauregelungen sind hierzulande jedoch etwas komplizierter als in den Staaten, sodass du einige Dinge beachten musst, bevor dein kleines Eigenheim Realität werden kann. Klären wir aber erst einmal, was Tiny Houses genau sind und was sie von anderen Wohnkonzepten unterscheidet.

Was sind Tiny Houses?

Der Begriff „Tiny House“ stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „winziges Haus“. In der Regel sind diese kleinen Häuser zwischen 10m² bis 20m² groß und häufig auch mit Rädern ausgestattet. In den USA ist die Unterscheidung zwischen einem normalen und einem „tiny“ Haus gesetzlich geregelt: Liegt die Wohnfläche unter 37m², lebst du in einem Tiny House.

Die rollende Unterkunft muss jedoch vom „Minihaus“ unterschieden werden, da Minihäuser stationäre Bauten sind, also sich nicht bewegen lassen. Ein Umzug mit dem Tiny House ist definitiv unkomplizierter – einfach den Anhänger am Auto befestigt und schon rollen du und dein mobiles Eigenheim über den Asphalt. Der Anspruch auf Mobilität ist auch ein Grund, warum Kleinhäuser eine bestimmte Größe selten überschreiten. Schließlich musst du die Unterkunft sicher durch den Straßenverkehr navigieren können. Ist das Domizil am Hänger zu breit, gibt es Probleme mit der Straßenverkehrsordnung.

Vorteile vom Leben auf kleinem Fuß

Der reduzierte Lebensstil im überschaubaren Häuschen bietet so einige Vorzüge: Vom Wohnzimmer zur Toilette in nur fünf Schritten – daran könnte man sich gewöhnen. Und wer kennt das nicht: Du liegst gemütlich auf der Couch und das Intro deiner Lieblingsserie fängt gerade an, doch du hast die leckeren Snacks vergessen. Also wieder raus aus der Gemütlichkeit und ab in die Küche. Das wird dir im Tiny House nicht mehr passieren, denn der Kühlschrank ist nur eine Armlänge entfernt – sehr praktisch! Generell musst du beim Wohnen auf engstem Raum auch nicht auf Luxus verzichten. Je nach Ausstattung bieten die mobilen Behausungen alles, was du zum Leben brauchst: Kochnische, Bad, Schlaf- und Wohn-Bereich.

Der größte Pluspunkt sind jedoch die geringen Kosten. Für viele ist der Traum vom Eigenheim kaum erreichbar: der Preis ist zu teuer, und der Druck, den Kredit abzuzahlen, zu hoch. Da kommen Tiny Houses wie gerufen. Die durchschnittlichen Kosten für so ein Kleinhaus betragen zwischen 10.000€ und 40.00€ – je nach Ausstattung und Materialien. Eine echte Alternative für jeden, der auf der Suche nach bezahlbarem Eigentum ist. Besonders aber für Abenteurer und Aussteiger, die ein unkonventionelles Wohnkonzept bevorzugen.

Wer kann schon von sich behaupten, mit seinem Haus auf Reisen zu gehen? Dank der angebrachten Räder tourst du in der Weltgeschichte herum, ohne auf den Luxus der eigenen vier Wände verzichten zu müssen. Wird es dir in der Stadt zu stressig, suchst du dir einfach ein ruhiges Plätzchen in der Nähe eines Sees und lässt die Seele baumeln.

Hauskauf mal anders

Der etwas andere Weg zum kleinen Traumhaus.

Der Weg zum Tiny House

Wenn du dich für den Erwerb eins Tiny House interessierst, gibt es im Grunde zwei Optionen: Entweder du kaufst ein bereits fertig zusammengebautes Haus. Oder du legst selbst Hand an und zimmerst dir dein eigenes Domizil. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile, die es zu berücksichtigen gilt.

Wenn du keine Ahnung vom Häuserbau hast und einen Schraubenschlüssel nicht vom Maulschlüssel unterscheiden kannst, solltest du die Fertigung den Profis überlassen. Schließlich geht es dabei nicht um eine alte Kommode vom Flohmarkt, sondern um dein baldiges Zuhause.

Mini-Haus kaufen

Mittlerweile gibt es immer mehr lokale Anbieter, die sich auf die Fertigung von Kleinhäusern spezialisiert haben oder den Bau von Tiny Houses anbieten. Die fachmännische Montage des Eigenheims erfordert langjährige Erfahrung und Expertise. Bei einem Fertigkauf wird das Kleinhaus schlüsselfertig übergeben und du musst dich um nichts mehr kümmern: Toilette installiert, Scheiben eingesetzt und Wände korrekt isoliert. Das erspart dir viel Zeit und Stress. Der Preis beginnt bei circa 10.000€ und nach oben hin sind – wie immer – keine Grenzen gesetzt. Wenn du dich für einen Kauf interessierst, schau doch mal bei tiny-houses.de vorbei, dort werden einige Anbieter vorgestellt.

Mini-Haus selbst bauen

Wer sein rollendes Kleinhaus selbst baut, kann viel Geld sparen. Jedoch musst du wirklich genau wissen, was du tust. Die Realisierung ist alles andere als einfach und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Stelle dir vorab folgende Fragen: Wie sieht es mit meinem handwerklichen Geschick aus? Kann ich Baupläne lesen? Kann ich die erforderten Materialien korrekt verarbeiten? Habe ich genügend Zeit, falls mal was schiefgeht? Fallen die Antworten positiv aus, steht deinem ungewöhnlichen Heimwerker-Projekt nichts mehr im Wege. Jedoch ist es nicht leicht von Null zu beginnen. Deshalb gibt es auf tiny-house.de auch ein paar kostenlose und lizenzfreie Baupläne samt Anleitung, die dir den Einstieg erleichtern sollen.

Die Sache mit der Genehmigung

Wenn du in deinem kleinen Häuschen leben möchtest, kommst du um eine Genehmigung nicht herum. In Deutschland regeln die einzelnen Bundesländer genehmigungspflichtige Bauvorhaben, deshalb muss ein Bauantrag bei der Gemeinde eingereicht werden, der dann von der Bauaufsichtsbehörde geprüft wird. Erkundige dich lieber vorab über die erforderlichen Formulare, sonst verzögert sich der Prozess unnötig.

Das Grundstück, auf dem das Kleinhaus steht, muss in einem Wohngebiet liegen und an die Gemeinde angeschlossen sein. Wenn du dein rollendes Domizil im Gewerbegebiet oder am Rande der Zivilisation anmelden möchtest, wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern. Aber auch noch andere Kriterien entscheiden darüber, ob das Bauvorhaben von Erfolg gekrönt ist: Zum einen fließt die Zustimmung der Nachbarn in die Entscheidung mit ein. Dann darf das Grundstück auch nicht auf einem geschützten Gebiet liegen oder bereits verkauft sein. Ein Bau auf landwirtschaftlich genutzte Flächen wird ebenfalls nicht genehmigt. Es gibt also viel zu beachten.

Eine Alternative zum Kauf des Grundstücks ist die Pacht. Dabei mietest du die Fläche, auf der du das Tiny House abstellen wirst. Besonders Campingplätze eignen sich für diese Variante. Jedoch ist es nicht immer einfach, einen Campingplatz zu finden, auf dem du ganzjährig leben darfst. Andernfalls musst du saisonal umziehen, was dank der Räder aber nicht zu umständlich ist – einer der Vorteile der kleinen Behausungen.

Fazit zu Tiny Houses

Tiny Houses sind mehr als eine Trend-Erscheinung und werden sich in Zukunft sicher häufiger ins Stadtbild einfügen. Momentan geht es aber noch darum, die Akzeptanz der Kleinhäuser gesellschaftlich zu stärken. Ein Großteil der Menschen kann sich heute noch nicht vorstellen, auf solch engem Raum zu leben. Es braucht nun mal Zeit, um die Gesellschaft an etwas Neues zu gewöhnen. Doch die steigenden Mietpreise zwingen uns zum Umdenken, neue Wohnkonzepte sind gefragt. Da kommen Tiny Houses wie gerufen! Sie bieten Lebensqualität auf engstem Raum und das zu einem konkurrenzlosen Preis. Wenn darüber hinaus noch die bürokratischen Prozesse und gesetzlichen Auflagen vereinfacht werden, dann steht der Tiny-House-Revolution nichts mehr im Wege.

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  1. P
    Paul Krampe

    Ich bin schon lange auf der Suche nach den eigenen vier Wänden. Ich brauche nicht viel Platz und empfand ein eigenes Haus immer zu groß, bei meiner Suche bin ich auf das Minihaus gekommen und überlege nun, ob ich mir so eins bauen lasse. Besonders die geringen Kosten finde ich wirklich überzeugend, mit 10.000 bis 40.000 Euro ist das eine lohnende Investition. Ich werde mir mal ein paar Modelle genauer anschauen. Hier habe ich weitere Infos gefunden: https://www.liebmodulbau.at/modulhaeuser/

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