Der spinnt doch nur rum

Mythos Männergrippe – Vier Fragen zum Männerleiden Nummer eins

Und plötzlich ist er da. Der todbringende Schupfen. Angst steigt in dir auf und du fühlst dich auf einmal ganz schwach auf den Beinen. Du stolperst zum Medizinschränkchen und holst mit zitternden Fingern das Fieberthermometer heraus. Während du auf das Ergebnis wartest, zieht im Geiste dein ganzes Leben an dir vorbei und als du das erste Kratzen im Hals spürst, nimmst du still Abschied von deinen Lieben. Und spätestens dann, wenn du siehst, dass das Thermometer 38,2 Grad anzeigt, weißt du: Das Ende ist nah. Mit letzter Kraft schleppst du dich ins Bett und die einzige Frage, die dir immer wieder durch den Kopf geht, ist: Warum ich?

Eine solche oder eine ähnliche Situation dürfe wohl vielen Männern bekannt vorkommen. Und viele Frauen haben schon einmal erleben müssen, wie sich ihr Liebster unter Todesqualen im Bett herumwälzte und sich zugleich strikt weigerte, zum Arzt zu gehen.

Wenn die Vertreter des männlichen Geschlechtes plötzlich ganz wehleidig werden und jeden Schnupfen zum Anlass nehmen, tagelang unter die Bettdecke zu kriechen, dann spricht man von der berüchtigten „Männergrippe“, die auch als „Männerschupfen“ bekannt ist. Doch was ist dran an dieser mysteriösen Erkrankung und ist sie wirklich so schlimm, wie Mann sie schildert? Wir beantworten die vier wichtigsten Fragen rund um das Phänomen, das Jahr für Jahr unzählige Männer dahinrafft. Naja, zumindest für ein paar Tage.

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Wenn Männer Grippe haben, dann sterben sie oder?

1. Werden Männer wirklich schneller und schlimmer krank als Frauen?

Die Männergrippe hat allgemein keinen guten Ruf. Mit ihr assoziieren viele Menschen (und zwar vor allem Frauen) Begriffe wie „wehleidig“, „Weichei“ oder „Nun stell dich nicht so an!“. Schon manch ein Mann durfte sich alle möglichen Sprüche zur Männergrippe anhören – und das auch von Vertretern des eigenen Geschlechts. Bereits die ironische Bezeichnung implementiert, dass es sich nicht wirklich um eine ernstzunehmende Erkrankung handelt, welche die „richtige“ Grippe ja ist.

Dabei tun wir den an Männergrippe-Leidenden tatsächlich Unrecht. Zumindest ein wenig. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass Männer tatsächlich häufiger erkranken und dann auch stärker können als Frauen. Dies liegt unter anderem daran, dass die Immunsysteme von Männern und Frauen unterschiedlich arbeiten.

Östrogen & Testosteron als wichtiger Aspekt

Dringen Krankheitserreger in den menschlichen Organismus ein, stürzen sich die Immunzellen des Menschen auf die Eindringlinge und bekämpfen sie. Bei einer Grippe oder einer Erkältung kommen dabei vor allem die spezifischen Immunzellen zum Einsatz. Es kann allerdings eine Weile dauern, bis der Körper diese Abwehrzellen gebildet hat bzw. bis sich die Immunzellen oft genug teilen konnten, um es mit den Eindringlingen aufzunehmen.

Und hier kommen die Unterschiede zwischen Mann und Frau ins Spiel. Östrogen ist nämlich dabei behilflich, all die vielen Immunzellen schneller und effektiver zu bilden – es unterstützt das Immunsystem also. Das Testosteron tut genau das Gegenteil – es unterdrückt das Immunsystem des Menschen. Da Frauen grundsätzlich mehr Östrogene besitzen, reagiert ihr Immunsystem schneller und heftiger auf unerwünschte Eindringlinge und ringt diese schneller nieder. Je mehr Testosteron sich im männlichen Organismus befindet, desto mehr wird das Immunsystem unterdrückt und desto schutzloser ist der Mann gegenüber Schädlingen, die sich breit machen.

Vielleicht kann sich ein Mann, der häufiger Erkältungen oder die Grippe hat als andere Männer, damit trösten, dass es daran liegen könnte, dass er einfach ganz besonders „männlich“ ist. Und wenn das mal keine gute Ausrede ist,

2. Leiden Männer bei gleichen Symptomen mehr?

Nein, tun sie nicht, zumindest objektiv betrachtet. Es ist sogar das Gegenteil der Fall. Viele Studien haben gezeigt, dass Frauen grundsätzlich schmerzempfindlicher sind als Männer und bei einer Erkältung durchaus mehr leiden. Das weibliche Immunsystem reagiert eben heftiger auf Grippeviren und andere Eindringlinge und kann daher stärkere Symptome bei gleicher Erkrankung verursachen. Das bedeutet also, dass es durchaus sein kann, dass SIE sich elender fühlt als ER.

Was soll dann also das ganze Wehklagen bei der kleinsten Erkältung? Werden Männer immer mehr zu Memmen, die nichts mehr ertragen können oder tun sie vielleicht einfach nur so, um ein wenig betüddelt zu werden?

Letztendlich gibt es keine eindeutige Erklärung, sondern lediglich Vermutungen, weshalb sich das Männergrippe-Virus so hartnäckig ein Opfer nach dem anderen holt. Es gibt Erklärungsansätze, die besagen, dass Männer, die evolutionstechnisch vor allem auf Gefahren von außen geprägt sind, es als ganz besonders bedrohlich empfinden, wenn sich der „Feind“ in ihrem Inneren befindet.

Vielleicht ist das Jammern und Leiden aber auch tatsächlich der Versuch, ein wenig Aufmerksamkeit und Pflege seitens der Freunde, Partnerin oder Familie abzugreifen. Uns seien wir ehrlich – wir kümmern uns eigentlich sehr gerne um unsere Kranken und sind ein wenig stolz auf uns, wenn wir sie wieder aufgepäppelt haben.

3. Was kann SIE tun, wenn ER die Männergrippe hat?

Ein guter Ratschlag ist, den an Männerschnupfen leidenden Mann einfach in Ruhe zu lassen. Nachdem er sich einige Zeit lang zurückziehen und etwas Ruhe haben konnte, wird der Mann schon von allein aus seiner Höhle hervorkriechen und sich darüber freuen, dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen zu sein.

Lustig machen sollte man sich dagegen nicht. Männergrippe-Sprüche sind weder hilfreich noch zuträglich für die Stimmung und das Selbstbewusstsein des sowieso schon leidenden Mannes. Hilfreich ist dagegen, das Kranksein ernst zu nehmen und zuzuhören, wenn der Liebste sein Leid klagt.

Wer helfen will, kann anbieten, für Verpflegung zu sorgen, wobei in Zeiten von Lieferando und Co. niemand mehr dafür vor die Tür gehen muss. Auch für Arzneien muss sich heutzutage niemand mehr aus dem Haus bewegen, denn Online-Apotheken gibt es wie Sand am Meer und bei Apo-Discounter und Co. kann sich das Gesundwerden auch jeder leisten.

4. Wie lässt sich eine Männergrippe umgehen?

Vorsorge ist besser als Nachsorge – das gilt für die Gesundheit ganz besonders. Jeder kann aktiv etwas dafür tun, das eigene Immunsystem zu stärken. Sport ist wie immer die Antwort auf fast alles. Wer sich regelmäßig bewegt und sportliche Betätigung in den eigenen Alltag integriert, lebt grundsätzlich gesünder und meist auch länger. Dabei muss es nicht unbedingt ein Fitness-Studio sein. Einfach bei SportScheck, Decathlon etc. ordentliche Laufausrüstung kaufen und ab auf die Straße.

Wer sich ordentlich ernährt, hilft dem eigenen Immunsystem ebenfalls dabei, sich gehen Schädlinge zu wehren. Ordentlich bedeutet dabei abwechslungsreich, ausgewogen und vor allem obst- und gemüselastig. Viel frische Luft, reichlich Schlaf und ausreichende Erholungszeiten abseits des Arbeitsstresses sind die weiteren Zutaten für gute körperliche Gesundheit. Und wenn sich trotz all der Vorkehrungen der Todesschnupfen wieder ankündigt, dann hilft vielleicht die Gewissheit, dass auch dieses Leiden irgendwann ein Ende hat.

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